Plauderei unter Erdmännchen

Konstanzer ForscherInnen entschlüsseln die stimmlichen Interaktionen von Erdmännchengruppen und zeigen, dass sie zwei verschiedene Arten von Lauten nutzen, um in Kontakt zu bleiben.

Erdmännchen nutzen zwei verschiedene Arten von Lauten, um mit ihren Gruppenmitgliedern in Kontakt zu bleiben. Der eine Laut ist eine Mitteilung an die Gruppe, während sie mit dem anderen Laut in einen engen Austausch mit einem benachbarten Individuum treten. Die Ergebnisse der Forschergruppe des Exzellenzclusters Kollektives Verhalten an der Universität Konstanz und des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie wurden am 20. Mai 2024 in der Zeitschrift Philosophical Transactions of the Royal Society B veröffentlicht.

Erdmännchen leben in Gruppen und sind fast den ganzen Tag über in Bewegung. Während der Nahrungssuche, rufen sie unentwegt. Wozu wilde Erdmännchen zwei dieser Rufe einsetzen, haben die ForscherInnen nun entschlüsselt. „Der erste Ruf, ein sogenannter ‚Kontakt Ruf‘, ist wie ein Ruf-und-Antwort-Austausch zwischen den Tieren“, beschreibt Postdoktorand Vlad Demartsev vom Exzellenzcluster Kollektives Verhalten.  „Wenn ein Erdmännchen diesen Ruf ausstößt, ist es wahrscheinlich, dass ein Nachbar antwortet“, fügt er hinzu. „Der zweite Ruf hingegen, der als ‚kurzer Ton ‚ bezeichnet wird, verkündet ‚Ich bin hier‘, erhält aber nicht unbedingt eine direkte Antwort von den Kommunikationspartnern.“

Für einen Austausch sind Partner notwendig
Stellen wir uns zur Veranschaulichung eine Situation vor, in der eine Bekanntgabe vor einer großen Menschenmenge gemacht wird. Es wird eine Menge an Informationen übermittelt, aber die Kommunikation verläuft meist nur in eine Richtung, es gibt also keinen Austausch zwischen RednerInnen und Publikum. „Es ist unmöglich, ein Gespräch gleichzeitig mit 20 Personen zu führen, also sprechen wir normalerweise mit jeweils einem Partner“, erklärt Vlad Demartsev. ‚Kontakt Rufe‘ sind ein solcher Austausch zwischen einzelnen Kommunikationspartnern, während ‚kurze Töne‘ eher einer Bekanntgabe gleichen, die sich an die ganze Gruppe richtet. 
Erkennen Sie die verschiedenen Rufe? Finden Sie es in unserem Quiz heraus.
Vlad Demartsev und Ariana Strandburg-Peshkin, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und der Universität Konstanz, haben zusammen mit MitarbeiterInnen der Universität Zürich Erdmännchen in mehreren Gruppen im Kalahari Research Centre in Südafrika mit Chip-Halsbändern ausgestattet. Die Halsbänder zeichneten kontinuierlich Audiodaten und die GPS-Positionen im Sekundentakt auf. Mithilfe dieser Daten erhielten die Forschenden eine synchronisierte Aufzeichnung und konnten exakt nachvollziehen, welches Tier wann und wo welchen Laut produzierte.

Austausch oder Bekanntgabe?
Anschließend erstellten die Verhaltensökologen eine Audio-Zeitleiste für die gesamte Gruppe und analysierten die Daten. „Wir sahen, dass bei einem ‚nahen Ruf‘ die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass innerhalb von weniger als einer halben Sekunde ein benachbartes Erdmännchen antwortet. Bei einem ‚kurzen Ton‘ gibt es dieses Muster jedoch nicht. Alle rufen fast zur gleichen Zeit und es gibt keine Struktur“, sagt Vlad Demartsev. „Letztlich sind Rufe keine isolierten Einzelereignisse, sondern ein kontinuierlicher Fluss von Kommunikation zwischen den Gruppenmitgliedern. Wenn wir uns also die zeitliche Struktur der Interaktionen ansehen, können wir besser verstehen, wie Rufe genutzt werden und welche Funktion sie haben“, fügt Ari Strandburg-Peshkin hinzu. 
Für Erdmännchen ist es wichtig, in der Gruppe zu bleiben, und sie haben mehrere Techniken entwickelt, um nicht getrennt zu werden. „Wenn Erdmännchen allein sind, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie von anderen Gruppen angegriffen oder belästigt werden. Im Allgemeinen bemühen sich Erdmännchen daher sehr, zusammen zu bleiben“, erläutert Vlad Demartsev.

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